Anlässlich unserer Sonderausstellung "Medizin-Gesundheit-Wohlbefinden", die von März 2022 bis Jänner 2023 im Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus zu
sehen war, hat Karin Martiny Gespräche mit Apotheker*innen geführt, die ihre Apotheken bereits in dritter Generation als
Familienbetrieb leiten.
In 26 kurzen Episoden erfahren Sie Interessantes über die Geschichte dreier Apotheken, über die Aufgaben und
Tätigkeiten, über Veränderungen im Laufe der Zeit und über die besonderen Herausforderungen während der Corona-Pandemie.
Apotheke zum Erzengel Michael
Sechshauser Straße 16
Gablenzgasse 31
Hütteldorfer Straße 76
Hören Sie rein ;-)
Franz Zeidler erzählt von der Gründung der Apotheke 1849. 1879 kommt schließlich seine Familie ins Spiel, als der Bruder seines Großvaters, sein Großvater, nach seinem frühen Tod seine Großmutter mit einem Provisor und schließlich sein Vater die Leitung übernimmt, bis er selbst seit 1963 die Leitung der Apotheke innehat.
Franz Zeidler erzählt über den Bruder seines Großvaters, Dr. Othmar Zeidler, einen „Polyhistor, der sich auf vielen Sektoren betätigt hat“. Er erzählt über dessen Erfindung des DDT und darüber, wie er in seiner Funktion als Gremialvorsteher maßgeblich am Apothekengesetz von 1906 mitgewirkt hat.
Franz Zeidler erzählt über seinen Vater Dr. Karl Zeidler, der die Apotheke um 1920 nach dem frühen Tod dessen Vaters übernahm. Er berichtet über dessen Funktion als Gremialvorsteher, und darüber, wie er 1933 „als nicht dem Gedankengut gerecht werdend beseitigt worden“ ist, über seine Rolle als Versorgungsapotheker während des 2. Weltkriegs und über einen schwierigen Neubeginn nach dem Ende des 2. Weltkriegs.
Heinz Kadlez erzählt von der Gründung der Apotheke im Jahr 1913 durch seinen Großvater Karl Kadlez, über die aufgrund des 1. Weltkriegs nicht umgesetzten Bauvorhaben im Nibelungenviertel und die Schwierigkeiten, die der Apotheke daraus erwuchsen. Er erzählt, wie auch sein Onkel Otto Kadlez und seine Tante Anna Kadlez aufgrund des 2. Weltkriegs mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und wie schließlich er die Konzession erhalten hat und seit 2018 die Apotheke gemeinsam mit Petra Tasler führt.
Reinhard Fischill, der Sohn von Eduard Fischill erzählt, wie es dazu kam, dass sein Vater die Apotheke in Linz/Urfahr aufgeben musste und wie er durch Zufall erfahren hatte, dass die Germania Apotheke zum Verkauf stand. Er berichtet darüber, dass sein Vater während der Zeit des 2. Weltkriegs die Apotheke nur an zwei Tagen geschlossen hielt, über die Übernahme der Konzession durch seine Mutter Hedwig Fischill nach dem Tod des Vaters und darüber, wie seine Schwester Dorothea und schließlich er die Apotheke leiteten.
Wolfgang Fischill erzählt über seine Erinnerungen an seine Großeltern, über das Engagement seiner Tante Dorothea für die Apotheke und darüber, wie die Zusammenarbeit mit seinem Vater und schließlich die Übergabe der Apotheke an ihn verlaufen ist.
Wolfgang Fischill erzählt über die Apotheke als Familienbetrieb und darüber, wie es zur Namenserweiterung der „Team Santé Germania Apotheke“ kam.
Franz Zeidler erzählt darüber, warum seine Apotheke 100 Jahre lang – von 1899 bis 1999 – an den Standort Sechshauser Straße 9 übersiedelt war, darüber, welche Umbauten er an diesem Standort nach der Übernahme der Konzession 1963 als erstes in Angriff nahm, und warum er eine Modernisierung der Apotheke erst nach deren Rückübersiedlung in die Sechshauser Straße 16 im Jahr 1999 durchführen konnte. Zudem gibt er einen kleinen Einblick in die Veränderungen der Umgebung seiner Apotheke.
Heinz Kadlez erzählt darüber, welche Rolle die Apothekenbetriebsordnung für die Möglichkeiten eines Umbaus und damit für die Modernisierung einer Apotheke spielen und warum er beim Generalumbau der Apotheke in den 1980er-Jahren nicht ganz so agieren konnte, wie er wollte und eine an die Zeit angepasste Modernisierung erst in den 2000er Jahren erfolgen konnte.
Reinhard Fischill erinnert sich daran, wie er beim ersten Umbau schon mitgeholfen hat, warum der Platz trotz des Umbaus bald wieder eng wurde und über die Reformdrogerie Hagebutte, um die die Germania Apotheke 1956 erweitert wurde, bis sie im Zuge des nächsten Umbaus 1978 wieder geschlossen wurde.
Wolfgang Fischill erzählt von „kleinen, leichten Erinnerungen“, die er noch an den Umbau von 1978 hat, dass er sich aber schon ganz gut an den nächsten Umbau von 1994 und die damit einhergehende Ausstattung der Apotheke mit ersten Computern erinnern kann, die sich die MitarbeiterInnen damals noch teilen mussten. Und er berichtet darüber, was es bedeutet, Umbauten im laufenden Betrieb zu machen, wie dies auch beim letzten großen Umbau 2018/19 der Fall war.
Wolfgang Fischill erzählt, wie die verschiedenen Etappen des Ausbaus der U3 die Kundenfrequenz im Lauf der Zeit beeinflusst haben und darüber, dass der Standort allein nicht alles ist.
Franz Zeidler hat sich in seiner langjährigen Funktion als Präsident der Apothekerkammer für die regionale Verteilung der Apotheken eingesetzt und berichtet, warum er ihre Verankerung im Apothekengesetz so wichtig hält und darüber, wie sich gerade in Krisenzeiten die ebenfalls gesetzlich verankerte Pflicht zur Offenhaltung der Apotheken bewährt.
Heinz Kadlez und Petra Tasler erzählen auf die Frage, was Ihnen als ApothekerInnen ein besonderes Anliegen ist, über den wichtigen Stellenwert, den vertrauliche Beratungsgespräche für sie haben, welche Rolle dabei auch die räumlichen Möglichkeiten spielen, und über die Wichtigkeit von Nacht- und Bereitschaftsdiensten, um jederzeit für die Menschen als kompetenter Ansprechpartner da zu sein.
Wolfgang Fischill erläutert die Rolle von Apotheken als Ort, „wo ich ohne Termin, ohne Kosten auf der Stelle hingehen kann“ und kompetente Beratung und Hilfestelle erhalte.
Heinz Kadlez und Petra Tasler erzählen über verschiedene Möglichkeiten der Eigenherstellung, Eigenproduktionen der Lindwurm Apotheke und warum sie diese eingestellt habe, aber auch von neu hinzu gekommenen Aufgaben und Serviceleistungen, wie etwa die Betreuung von SubstitutionspatientInnen oder von alten, bettlägrigen Menschen zu Hause. Außerdem stellen sie ihr Spezialgebiet, die Orthomolekularmedizin vor.
Franz Zeidler berichtet, dass die magistrale Herstellung von Arzneimitteln – vor allem am dermatologischen Sektor – in Apotheken nach wie vor eine große Rolle spielt, auch wenn sie heutzutage nur mehr ein paar Prozent des Umsatzes ausmachen. Dass so gut wie keine Hausspezialitäten oder apothekeneigene Produkte wie Pillen mehr hergestellt werden begründet er mit der „Arzneimittelgesetzgebung, die im Jahr 1983 das Arzneimittelgesetz gebracht hat“. Aufgrund der hohen Ansprüche an Arzneimittel ist es im kleinen Rahmen kaum mehr möglich, unter rationellen Gesichtspunkten zu produzieren. Gerne erinnert er sich aber zurück an die 1960er Jahre, in denen er gemeinsam mit einer dermatologischen Firma in der Guntherstraße hinter der Stadthalle mit 25 Angestellten Chargen von 50.00-100.00 Einheiten hergestellt hat.
Auch Reinhard Fischill hat den Wandel von der Herstellung apothekeneigener Arzneimitteln hin zu Fertigarzneimitteln in seiner aktiven Zeit als Apotheker noch miterlebt. Er berichtet, dass heute vor allem noch viel Tees gekauft werden, und sich die KundInnen darauf verlassen können, dass die Inhaltsstoffe – etwa im Unterschied zum Versandhandel - geprüft sind. Auch er selbst hat Untersuchungen zu Inhaltsstoffen durchgeführt und erzählt, welche Erfahrungen er dabei gemacht hat. Und er berichtet über die Betreuung von Substitutionspatient*innen, die heute eine großen Teil der Arbeit in der Herstellung ausmachen.
Wie Wolfgang Fischill in der Germania Apotheke angefangen hat, waren 95% vomGeschäft bereits Fertigarzneien. Er erzählt, wie sich auch der Markt von Fertigarzneien mit dem Aufkommen von Generika gewandelt hat. Und er berichtet darüber, dass Eigenproduktionen heute gerade im Bereich der Medikamentenherstellung für Kinder oder Allergiker*innen nach wie vor eine große Rolle spielen.
Heinz Kadlez und Petra Tasler erzählen darüber, wie sich die Sortierung und Aufbewahrung von Arzneimitteln im Lauf der Zeit verändert haben und welche Rolle dabei die Einführung eines Generalphabets spielte, über die räumlichen Herausforderungen, die das Aufkommen von Generika an die Apotheke stellte und darüber, warum ihnen ein Lagerautomat jetzt wieder mehr Zeit und Raum für persönliche Beratungen lässt.
Wolfgang Fischill erläutert den ersten großen Technologiesprung zur Aufbewahrung von Arzneimitteln durch Ziehschränke, die „eine Technologie haben, dass die Lade auf volle Länge genutzt werden kann“. Er erzählt auch, wie die Einführung der Ziehschränke mit der Einführung des Generalalphabetes einherging und wie heute ein Roboter die Arzneimittel in großen Regalen sucht und mit dem auch die Einlagerung nach einigen Anlaufschwierigkeiten automatisiert wird.
Reinhard Fischill erzählt, dass auch der Vertrieb von Arzneimitteln zu den Tätigkeiten eines Apothekers gehören kann und berichtet über die Gründung der Germania Pharmazeutika, über die er in den 1960er Jahren das erste orale Antidiabetikum nach Österreich gebracht hat. Und er erzählt über die Schwierigkeit als kleines Pharmaunternehmen am heutigen Markt bestehen zu können.
Heinz Kadlez und Petra Tasler erzählen über den – oft nicht ganz so reibungslosen – Umgang mit über Nacht eingeführten digitalen Technologien, über unerwartete Herausforderungen, die Corona-Tests neben der Durchführung der Tests noch so mit sich gebracht haben, aber auch über den eigenen Umgang mit einer Krankheit, von der man anfangs nicht wusste, „was sie wirklich kann und ist“.
Wolfgang Fischill berichtet darüber, wie er aufgrund von Versorgungsengpässen eine Kooperation mit Lavanttaler Bauern einging, um Alkohol zur Herstellung von Desinfektionsmittel zu erhalten und über manche Überraschungen, die er bei dem Versuch, Masken aufzutreiben erlebte. Er berichtet über die Herausforderungen der Durchführung von Corona-Tests und schildert ausführlich, was der Umgang mit eilends aufgestellten Datenbanken und die schnelle Einführung des e-Rezepts für ihn als Apotheker bedeutete.
Heinz Kadlez und Petra Tasler erzählen darüber, wie wichtig der Ausbau von Serviceleistungen in der Zukunft sein wird, und welche Rolle Apotheken so auch als „Logistikunternehmen“ beispielsweise dabei spielen können, bettlägrigen, dementen Menschen eine Betreuung zu Hause zu ermöglichen. Außerdem berichten sie über zukünftige Projekte im Bereich des Medikationsmanagements.
Auch Wolfgang Fischill sieht im Medikationsmanagement eine zukünfitg wichtige Aufgabe von Apotheken und spricht an, welche Möglichkeiten digitale Technologien in der Herstellung von Medikamenten in Apotheken spielen könnten.
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